06.
März
2013
Meine Canon PowerShot A95 hat mir die letzten zwei Jahre über gute Dienste geleistet. Allerdings habe ich gerade bei Panoramaaufnahmen mit der relativ geringen Auflösung zu kämpfen. Daher war ich auf der Suche nach einer Alternative um schöne, große Bilder machen zu können wenn ich beispielsweise mit dem Motorrad unterwegs bin.
Dazu kommt jetzt leider auch, dass sich das Ableben der PowerShot A95 langsam aber sicher ankündigt. Nach über 10'000 Aufnahmen in den letzten zwei Jahren mit der Kleinen gibt die Mechanik im Objektiv jetzt allerdings unschöne Geräusche von sich.
Die PowerShot A95 hatte nach dem Kauf noch die bekannten Probleme mit dem CCD[1], welche Canon vor zwei Jahren aber noch auf Garantie/Kulanz kostenfrei repariert hat[2]. Auf mechanische Probleme wie die Abnutzung der Mechanik gab es – meines Wissens – keine Regelung auf Kulanz und auch der CCD-Fehler wird inzwischen nicht mehr kostenfrei behoben.
Daher habe ich mich einfach mal in den bekannten Online-Auktionshäusern umgeschaut und nach einer gebrauchten DSLR gesucht. Bevorzugt Canon, denn dann passen auch die bereits vorhandenen Objektive meiner Canon 350D[3]. Allerdings kam es jetzt dann doch ein wenig anders...
Die Bedienungsanleitung verrät es schon: Ich werde Canon untreu. Eine gute, alte Nikon D70 ist es geworden.
Vom Vorbesitzer sehr gut verpackt, aber auch ein klein wenig nach kaltem Rauch müffelnd. Sie lag dann wohl längere Zeit im Wohnzimmer eines Rauchers?
»Du kaufst dir 'ne olle D70? Nicht mal 'ne D70S? Warum?«
Na, weil die olle D70 mit dem ollen 35-80 mm Objektiv vermutlich noch immer bessere Bilder macht wie 'ne aktuelle Taschenknippse mit 16 Megapixel für 140 Euro. »Warum gerade eine Taschenknippse für 140 Euro?«
Na, weil die olle D70 mit dem ollen 35-80 mm Objektiv 140 Euro inkl. Versand gekostet hat.
Für den Transport hat der Verkäufer das Objektiv abgenommen und separat verpackt. Sehr löblich, denn so lag es weiter innen im Pappkarton und war wie schon der Body der D70 sehr gut geschützt.
So, das ist sie nun also: Meine neue, alte DSLR. Die Nikon D70 ist nun auch schon fast 9 Jahre alt, zumindest wurde sie 2004 in Konkurrenz zur Canon 300D auf den Markt gebracht. Damals titelte die Fachpresse »Digitaler Fotospaß auf Profi-Niveau«[4].
Der Preis lag damals bei stolzen 1'100 Euro – nur für das Gehäuse. Im Test konnte nur ein Vorserienmodell bewertet werden, trotzdem waren sie voll des Lobes – seinerzeit jedenfalls.
Und heute? Wie kann sich heute eine relativ alte DSLR positionieren? Meiner Meinung nach gut. Denn mit der nur geringfügig neueren Canon 350D mache ich ja auch heute noch Bilder welche mir für die Wand und primär im Internet voll und ganz genügen.
Natürlich sind aktuelle DSLR noch besser, schneller, schöner und haben auch einen Videoaufnahmemodus. Das wäre aber auch die einzige Funktion, welche ich tatsächlich gerne auch noch haben würde. Aber auch bei den Taschenknippsen für 140 Euro gibt es da nichts wirklich qualitativ hochwertiges als eierlegende Wollmilchsau.
Was meiner D70 noch fehlt: Die Schutzabdeckung für das Display, eine Augenmuschel und ein zweites Objektiv.
Für 40 Euro hat der Verkäufer noch ein Nikkor Zoomobjektiv (35–80 mm) dazugepackt. Dies ist jedoch für Unterwegs dann manchmal ein klein wenig »zu groß«. Denn durch den sogenannten Cropfaktor (siehe »Formatfaktor«[5]) von 1,5 werden aus den 35–80 mm dann 52,5–120 mm – und somit habe ich fast schon ein Teleobjektiv.
Für den Anfang wird es in den ersten paar Wochen genügen und in der Zwischenzeit kann ich mir dann noch ein gebrauchtes Nikkor mit 18–55 mm und »VR« (»Vibration Reduction«[6], Nikons Bezeichnung für den Bildstabilisator) suchen.
Die ersten Bilder werden nun also mit dem 35–80 mm entstehen. Dank einem praktischen Online-Tool[7] konnte ich auch gleich mit dem ersten meiner Bilder die bisherigen Auslösungen ermitteln:
Bild hochladen, die EXIF-Daten auslesen lassen, schon weiß man wie viel die Kamera schon mitmachen musste. Im Falle meiner Nikon D70 ist so gut wie nichts passiert. Nur 6107 Auslösungen hatte sie beim Vorbesitzer machen dürfen – also so gut wie nichts.
Gratis mit dabei: Ein wahnsinnige 256 MB fassendes CF-Speichermedium.
Ich musste wieder an meine Olympus E-10 denken. Als ich sie vor rund 10 Jahren gebraucht gekauft hatte, riss der 128 MB fassende SmartMedia-Speicherchip ein Loch in meinen Geldbeutel[8] .
CF-Speichermedien habe ich aber noch von meiner EOS 350D und natürlich auch der PowerShot A95 genügend herumliegen. Auch mit deutlich mehr als 256 MB.
Auch wenn sie nur wenige Auslösungen hat und das Gehäuse eigentlich so gut wie neu aussieht hat der Zahn der Zeit dann doch auch ein klein wenig an der D70 genagt. Das Display auf der Oberseite hat schon etwas gelitten, denn die 7-Segment-Anzeige will eigentlich eine »70« anzeigen, schafft es aber nicht mehr so ganz.
Wenn das der einzige Makel der D70 ist kann ich gut damit leben. 140 Euro inklusive Versand – da kann man nicht meckern. Ich schätze mit zweitem Objektiv, Schutzabdeckung des Displays und Augenmuschel bin ich dann noch immer unter 200 Euro mit dabei.
Wobei das Objektiv dann später kaum noch Wertverlust haben wird. Denn im Gegensatz zu den Gehäusen bleiben Objektive ja auch noch Jahre später beliebt und sind daher recht Preisstabil.
X_FISH