05.
Oktober
2013
Snowden. NSA. Cloudspeicher in den USA. Kombiniert man die drei Dinge zusammen, so hat man in den letzten Wochen beziehungsweise Monaten das ungute Gefühl bekommen, dass Daten »in der Cloud« regelmäßig durchforstet werden beziehungsweise auf außereuropäischen Servern nicht sonderlich gut geschützt sind.
Wie sehr auch die Datenspeicher in Deutschland beziehungsweise von deutschen Anbietern betroffen sind weiß wohl nur die NSA und der BND, aber inzwischen steigt sicherlich auch die Nachfrage an Angeboten innerhalb von Europa beziehungsweise innerhalb von Deutschland.
Die gute, alte Deutsche Telekom lockt gerade mit einem netten Angebot: 25 GB Speicherplatz in der TelekomCloud[1]. Kostenfrei!
Das Schöne daran: Es funktioniert nicht nur unter Windows und MacOS wie es auf der Seite nachzulesen ist, es funktioniert auch unter Linux. Möglich wird es, da es über ganz normales WebDAV[2] und https[3] eingebunden werden kann.
Die wohl eleganteste Lösung ist, das »Mediacenter« – so die Bezeichnung der Telekom für ihren Speicherplatz – direkt einzubinden. So lässt es sich wie ein Verzeichnis auf dem lokalen Rechner ansprechen, allerdings dauern Lade- und Speichervorgänge länger. Limitiert werden die Zugriffe in der Geschwindigkeit durch die Anbindung ans Internet.
Wie eine solche Lösung aussieht beziehungsweise eine Anleitung dazu ist im Hilfe-Bereich[4] der Telekom zu finden. Allerdings wird meiner Meinung nach auf ein paar Punkte zu wenig eingegangen, daher schreibe ich hier eine weitere Anleitung, welche auf den Informationen aus dem Hilfe-Bereich basiert. Kleine Anmerkung am Rande: Der Beitrag der Telekom basiert auf einigen anderen Beiträgen aus dem Internet. Leider ist eine dieser verlinkten Quellen bereits nicht mehr erreichbar, eine englischsprachige Anleitung[5] ist aktuell noch erreichbar.
davfs2
»WebDAV Linux File System« (davfs2
) ist ein Dateisystemtreiber, welcher die Nutzung von WebDAV-Internet-Ressourcen als im lokalen Dateisystem gemounteter Speicherort ermöglicht. Damit dies funktioniert müssen zwei Pakete installiert werden. ca-certificates
ist häufig bereits aufgrund anderer Abhängigkeiten installiert, daher muss meistens nur das Paket davfs2
installiert werden.
sudo apt-get install ca-certificates davfs2
Damit der normale Benutzer die benötigten Berechtigungen für den Zugriff beziehungsweise das Mounten hat, müssen diese gesetzt werden. Als Benutzernamen verwende ich bei der Anleitung den fiktiven namen foobar
:
sudo chmod u+s /usr/sbin/mount.davfs
sudo usermod -a -G davfs2 foobar
Die letzte der beiden Zeilen fügt den Benutzer foobar
der Gruppe davfs2
hinzu. Wenn der Benutzer nicht in dieser Gruppe wäre, müsste man einen Umweg über einen Benutzer mit Root-Rechten machen oder die (nervige) Passwortabfrage jedes Mal über sich ergehen lassen.
Die soeben genannten Schritte werden auch im Wikieintrag zu WebDAV[6] im Ubuntu-Wiki beschrieben. Dort allerdings in Kombination mit dem »GMX Mediacenter«.
Wo man das WebDAV-Verzeichnis der TelekomCloud ins System einbindet bleibt einem frei überlassen. Es bietet sich jedoch an im eigenen Home-Verzeichnis einen Mountpoint mit dem Namen Mediencenter
zu erstellen. Zunächst muss hierfür einfach ein Verzeichnis angelegt werden:
mkdir ~/Mediencenter
Anschließend soll die Datei /etc/fstab
so bearbeitet werden, dass die Mountinformationen stets zur Verfügung stehen. Hierzu muss mit Rootrechten die Datei bearbeitet werden. Ich bevorzuge als Editor vim
, jeder andere Editor ist natürlich auch geeignet.
cd /etc/fstab
sudo vim fstab
Hinter den bereits schon vorhandenen Einträgen muss der folgende Block ans Ende der Datei eingefügt werden (foobar ist der Benutzername des lokalen Benutzers unter Linux).
# T-Online Mediencenter
https://webdav.mediencenter.t-online.de/ /home/foobar/Mediencenter davfs rw,noauto,user 0 0
Natürlich müssen der Pfad zum Mountpoint und der Benutzername identisch mit den Gegebenheiten auf dem eigenen System übereinstimmen. Zumindest der Benutzername muss somit höchstwahrscheinlich angepasst werden.
davfs2.conf
konfigurieren
In der Datei /.davfs2/secrets
werden die Zugangsdaten abelegt. Nur mit den richtigen Daten (Benutzername und Passwort) kann eine Verbindung hergestellt werden. Diese Datei ist zwar noch nicht vorhanden, kann aber einfach erstellt werden:
mkdir ~/.davfs2
touch ~/.davfs2/secrets
chmod 600 ~/.davfs2/secrets
Die Rechte am Zugriff der Datei sollten eingeschränkt werden. Da es sich um Zugangsdaten handelt, welche nur vom aktuell angemeldeten Benutzer verwendet werden sollen, werden die Rechte auf 600
gesetzt.
Anschließend kann die Datei mit dem bevorzugten Texteditor geöffnet werden:
vim ~/.davfs2/secrets
In die Datei ~/.davfs2/secrets
sind nun die benötigten Zugangsdaten einzutragen. Dies erfolgt gemäß dem Schema <Mountpunkt> <login> <passwort>
, wobei die E-Mailadresse bei T-Online als Login dient.
/home/foobar/Mediencenter barfoo@t-online.de password
Damit der Zugriff und das Speichern problemlos funktionieren muss eine angepasste Version der Konfigurationsdatei davfs2.conf
erstellt werden. Hierzu einfach die Vorlage kopieren und anschließend mit dem bevorzugten Editor öffnen:
cp /etc/davfs2/davfs2.conf ~/.davfs2/
vim ~/.davfs2/davfs2.conf
Die Datei hat zwar viele Zeilen, jedoch sind alle mit einem #
auskommentiert. Daher genügt es den folgenden Block einzufügen:
if_match_bug 1
use_locks 0
cache_size 1 # MiByte
table_size 4096
delay_upload 1
gui_optimize 1
Wichtig: Unter Ubuntu 10.04 (Lucid) wurden neue oder veränderte Dateien unter Umständen nicht auf dem Server gespeichert. Eine Erklärung ist im Bugreport #466960[7] zu finden. Daher ist der Eintrag if_match_bug 1
notwendig und muss – zumindest aus aktueller Sicht – in jedem Fall vorhanden sein.
Wenn der Block eingefügt wurde kann man mit dem Aufruf mount ~/Mediencenter
direkt die Freigabe der TelekomCloud ohne (nervige) Eingabe der Zugangsdaten mounten.
Aktuell stellt die Telekom ihren Speicherplatz bis zu 25 Gigabyte kostenfrei zur Verfügung. Unter Linux kann einfach mit dem Aufruf df -h
an der Konsole überprüft werden wie viel Speicherplatz man bereits belegt beziehungsweise wie viel noch frei ist:
foobar@turanga ~ $ df -h
Dateisystem Größe Benutzt Verf. Verw% Eingehängt auf
/dev/sda3 20G 13G 5,8G 69% /
udev 3,9G 4,0K 3,9G 1% /dev
tmpfs 1,6G 1,0M 1,6G 1% /run
none 5,0M 0 5,0M 0% /run/lock
none 3,9G 3,1M 3,9G 1% /run/shm
/dev/sda1 59G 51G 7,9G 87% /media/sda1
/dev/sda6 39G 35G 1,8G 96% /home
https://webdav.mediencenter.t-online.de/ 25G 4,0M 25G 1% /home/foobar/Mediencenter
4 Megabyte von 25 Gigabyte sind aktuell belegt. Das liegt primär am langsamen Upstream meiner Internetverbindung. Ansonsten wären schon ein paar 100 Megabyte hochgeladen gewesen während ich diese Anleitung hier geschrieben habe.
Natürlich kann man Dateien einfach und bequem mit Nautilus oder einem anderen Dateimanager in das gemouontete WebDAV-Verzeichnis kopieren. Dies ist ja eigentlich auch der Sinn der Aktion gewesen. Allerdings muss man, wie bereits erwähnt, bei langsameren Internetanbindungen schon etwas Zeit mitbringen und auch mal den PC eine Nacht (oder mehrere Nächte) durchlaufen lassen.
Arbeitet man noch nebenbei oder schiebt per FTP Dateien ins Netz, wird es noch langsamer. Warum sich bei mir dann sogar noch Dateien anscheinend vermehrt haben und ich bereits 501 von 499 Dateien hochgeladen haben soll entzieht sich aber meiner Kenntnis.
Gegenüber anderen Anbietern wie beispielsweise Dropbox verhält sich der per WebDAV eingebundene Speicherplatz der TelekomCloud anders. Es gibt keinen Client, welcher lokal abgespeicherte Dateien nach und nach abgleicht und bei Bedarf auch Dateien aus dem Internet herunterläd. Es existiert nur der Speicherplatz auf dem Server der Telekom.
Wer eine lokale Kopie benötigt, muss sich diese selbst anlegen. Als Speicher- beziehungsweise Backup-Lösung eignet sich meiner Meinung nach die TelekomCloud also sehr gut. Allerdings fehlt der schnelle lokale Zugriff auf die Daten. Somit ist auch das Brennen von Dateien unter Linux mit der oben beschriebenen Anbindung leider nicht einfach möglich, denn sie müssten zuerst aus dem Internet heruntergeladen werden.
Wie sich der originale Client der Telekom unter Windows verhält muss ich erst noch testen. Zumindest kann man mit der oben beschriebenen Lösung auf die Dateien auch von Linux aus zugreifen, sie bearbeiten und abspeichern.
X_FISH