18.
Oktober
2015
Vor sechs Tagen[1] habe ich vom Kauf der beiden polnischen Munitionskisten berichtet. Mutmaßlich stammen sie aus den 1950er Jahren und haben ihrem Einsatzzweck entsprechend sicherlich einiges erleben dürfen/müssen bevor sie nun auf meiner Werkbank gelandet sind.
Die erste der beiden Kisten ist in den vergangenen Tagen mit Schrauben, Leim und natürlich auch Lack bearbeitet worden. Das Resultat entspricht beinahe dem was ich erwartet habe – bis auf die Farbe. Die ist deutlich dunkler geworden als ich es angenommen habe. Der sehr, sehr dunkle Ton gefällt mir jedoch sogar noch besser. Bin also sehr zufrieden mit dem was ich erreicht habe.
Wie schon geschrieben sind die Kisten vermutlich über 60 Jahre alt und haben entsprechende Gebrauchsspuren. Diese wollte ich erhalten aber trotzdem Kisten haben, welche ich mir auch ins Wohnzimmer stellen kann. Ohne das man sich daran unfreiwillig den einen oder anderen Splitter einfangen kann.
Der Unterschied ist deutlich zu sehen und ich muss nicht darauf hinweisen welche der beiden Kisten ich bearbeitet habe, oder?
Das Holz ist nun deutlich dunkler geworden. Dies hatte ich so nicht beabsichtigt, aber mir gefällt es so eigentlich sogar mehr. Wichtig war mir, dass am Ende keine »neu wirkende Kiste« auf der Werkbank steht, sondern man das Alter und die Gebrauchsspuren durchaus sehen darf – und auch sehen soll.
Daher sind auch die diversen Schrammen und teilweise ausgebrochenen Stellen nicht allzusehr verändert worden. Die mit der Stahlbürste bearbeitete Oberfläche ist nun durch den Boots- und Yachtlack[2] geschützt.
Was ich vielleicht doch anders hätte machen sollen: Ich habe einen glänzenden Lack gewählt. Seidenmatt wäre eventuell die bessere Wahl gewesen?
Die Innenseite der Kiste ist auch mit mehreren Schichten Lack behandelt worden. Den breiten Spalt konnte ich leider nicht durch Zusammenziehen der Kiste schließen. Bei der zweiten Kiste sieht das deutlich besser aus, hier ist der Spalt nicht so groß.
Der Verschluss wurde von mir nicht gereinigt. Ich habe ihn lediglich abgewischt und anschließend mit dem gleichen Lack gestrichen. Im Gegensatz zum Holz hat er nur eine dünne Lackschicht erhalten, ansonsten hätte er sich verklebt und hätte seiner Funktion nicht mehr nachkommen können.
Vergleicht man die beiden Kisten kann man sehen, dass der Deckel leider auch etwas kürzer als die eigentliche Kiste ist. Beim Zusammenschieben der Nut-Feder-Verbindung der einzelnen Bretter um einen Deckel ohne Lücken zu erhalten hat es sich leider so ergeben.
Bei der zweiten Kiste sieht es – zumindest jetzt noch – so aus, als ob sich im Laufe der Jahre das Holz nicht ganz so stark zusammengezogen hat. Damit wäre ich dann auch schon bei der Beschreibung vom Zustand der zweiten Kiste angekommen.
Die Beschläge der zweiten Kiste haben die Jahre nicht ganz so unbeschadet überstanden. Deutlich angerostet und auch verbogen präsentiert sich der Schließmechanismus der Kiste.
Da die Halterung der Verriegelung mit drei Schrauben im ersten Brett des Deckels befestigt ist, hat sich dieses Brett gelöst und es ist ein nicht zu übersehender Spalt im Deckel vorhanden.
Da die Kiste an der Front gegenüber der Seitenteile auch einen relativ großen Überstand hat, wird sich hoffentlich alles mit Schraubzwingen, Leim und Schrauben wieder zusammenfügen lassen. Insgesamt ist der Zustand der zweiten Kiste etwas besser, der Boden weist keinen großen Spalt auf, die Lücke entspricht in etwa dem, was auch beim Deckel zu sehen ist.
Beim Arbeiten an der ersten Kiste hatte ich zwar auch Bilder gemacht, leider waren diese jedoch aufgrund der mangelnden Beleuchtung in der Garage beziehungsweise an der Werkbank nicht wirklich gelungen. Ein zusätzlich aufgestellter Baustrahler hat nun für eine bessere Ausleuchtung und somit bessere Bilder sorgen können.
Interessant ist übrigens nicht nur der Zustand der Kiste, sondern das beim Zusammenbau auch einige Unterschiede festzustellen waren. Natürlich ist mir klar das die Kisten höchstwahrscheinlich nicht von einem Schreiner zusammengezimmert wurden. Sicherlich waren unterschiedliche Betriebe mit der Fertigung der Kisten beauftragt und haben dann auch entsprechend ihre Werkzeuge und Materialien verwendet.
Ein Unterschied zwischen beiden Kisten ist mir gleich beim Öffnen ins Auge gesprungen. Während die erste Kiste primär zusammengenagelt war, kamen bei der zweiten Kisten deutlich mehr Schrauben zum Einsatz – aber auch einige wenige Nietverbindungen sind vorhanden.
Was ich zunächst nur für Nägel mit übergroßen Köpfen gehalten habe, sollte sich als Nietverbindung herausstellen. Diese Verbindungen bei den Beschlägen konnte ich natürlich nicht einfach lösen, daher habe ich sie so belassen wie sie die letzten rund 64 Jahre vorhanden waren.
Die 64 Jahre sind eine Vermutung meinerseits, da sich im Inneren ein Stempel mit der Zahl »51« befindet. Üblicherweise wird das Produktionsjahr bei militärischen Kisten und Wannen irgendwo vermerkt. Sollte jemand wissen das die »51« eine andere Bedeutung hat, darf mich natürlich gerne darüber aufklären.
Die Verbindung von vier Seiten der Kiste wurde mit sogenannten Schwalbenschwänzen realisiert. Im Laufe der Jahre hat sich diese Verbindung jedoch lösen können, da sich das Material zusammengezogen hat. Mit Leim und Schrauben lässt sich die Kiste jedoch wieder zusammenfügen, was bei der ersten Kiste ja sehr gut geklappt hat.
Das Material und der Zustand der zweiten Kiste ist besser als bei der ersten Kiste, dafür ist die Innenseite deutlich vom Gebrauch gezeichnet. Undefinierbare Ablagerungen in einer Ecke, gepaart mit einer generell »dreckig wirkenden« Oberfläche. Hat auch seinen Charme, aber ein wenig Reinigung schadet sicherlich nicht.
Alles in allem bin ich mit dem Zustand der alten Kiste sehr zufrieden. Leider erhält man auch grün lackierte Kisten in einem sehr erbärmlichen Zustand. Vor dem Kauf daher die Rezensionen lesen was die letzten Käufer erhalten haben.
Die Händler verkaufen was sie vermutlich palettenweise günstig erworben haben – mit dem Vermerk »Symbolabbildung«. Da kann es dann schon vorkommen, dass man Kisten erhält, welche vom Zustand her maximal noch als Brennholz dienen könnten (aber nicht als solches wegen der Lackierung verwendet werden sollten).
Wie groß die Kiste ist (oder wozu man sie beispielsweise verwenden könnte) zeige ich noch anhand von einem Bild. Die Schlagbohrmaschine lag schon parat – und passt nahezu perfekt in die Kiste.
Wer keinen Werkzeugkoffer hat und sein Werkzeug in der Garage lagern will, ist vielleicht ja mit der Kiste auch schon gut bedient? Mein Ziel war jedoch ein wohnzimmertauglicher Zustand, daher geht es im nächsten Abschnitt mit dem Bearbeiten der Kiste weiter.
Mit dem Deckel habe ich begonnen. Der Spalt im Deckel sollte verschwinden. Das mittlere der drei Bretter konnte frei hin und her bewegt werden. Die beiden äußeren Bretter waren durch Nägel mit den Holzleisten verbunden. Diese Nägel konnte ich aufgrund des noch recht guten Zustands einfach mit einer Zange aus dem Holz lösen.
Nach dem Entfernen der Nägel konnten die beiden Holzleisten frei verschoben werden. Mit einem Gummihammer habe ich die Leisten aus der Führung geklopft, den Deckel mit der Drahtbürste bearbeitet und anschließend alles wieder zusammengefügt.
Beim Zusammenfügen habe ich mit Leim nicht gespart und die drei Bretter an Nut und Feder entsprechend großzügig damit »versorgt«. Da sich der Leim nicht überlackieren lässt, musste nach dem Zusammendrücken beziehungsweise -ziehen der hervorgequllene Leim natürlich entfernt werden.
Damit wären wir dann vermutlich bei einem Punkt angekommen, bei dem viele heimische Werkstätten in den Garagen ans Limit kommen: Nicht jeder hat lange Schraubzwingen daheim. Mit etwa 10–15 Euro pro Zwinge ist man beim Kauf im Baumarkt dabei, man kann sie sich natürlich auch online bestellen. Mit einer Länge von 600 mm[3] sollte man für die meisten Gelegenheiten ausgestattet sein.
Die Unterseite der Kiste besteht ebenfalls aus drei einzelnen Brettern mit Nut-Feder-Verbindung. Auf dem Bild ist der Leim bereits eingebracht, daher kann man die Abstände sehr gut erkennen.
Am Rande angemerkt: Der Zustand der Kisten und die gewünschte Optik erlauben es, dass man nicht 100%ig exakt arbeiten muss. Daher muss man auch kein ausgebildeter Tischler sein. Daher habe ich auch nach der Devise gearbeitet »frisch ans Werk – ohne Rücksicht auf Verluste«.
Die Bretter am Boden waren mit langen Nägeln mit den Seitenteilen verbunden. Auch diese Nägel ließen sich relativ einfach entfernen, die Köpfe waren im Gegensatz zur ersten Kiste noch nicht alle weggerostet.
Nach dem Entfernen der Nägel ließen sich die drei Bretter wieder zusammenschieben. Die beiden Leisten musste ich zuvor jedoch auch wieder mit dem Gummihammer dazu »überreden« das Verschieben der Bretter zu erlauben. Was über ein halbes Jahrhundert verbunden war, will sich scheinbar nicht einfach so trennen.
Die Leisten an der Unterseite der Kiste haben im Laufe der Jahre offensichtlich einiges erlebt und sind teilweise ausgebrochen. Zumindest jedoch hat das sehr trockene Holz zum Splittern geneigt.
Die Behandlung mit Drahtbürste und Schmirgelleindwand hat zwar für Materialschwund gesorgt, die verbliebenen »Splitter« und losen Teile wurden mit Leim fixiert und sollten dank später dick aufgetragenen Lack vor weiteren Alterserscheinungen verschont bleiben.
Die aus dem Boden entfernten Nägel habe ich nicht mehr verwendet und auch keine neuen Nägel in die alten Löcher getrieben. Mit Holzschrauben an allen vier Ecken ist der Boden nun mit den Seitenteilen verbunden, welche natürlich zuvor mit etwas Leim und Schraubzwingen in die richtige Position gebracht wurden.
Man muss – wie schon geschrieben – nicht sonderlich vorsichtig dabei vorgehen. Selbst das trockene Holz ist noch so elastisch das man es unter Spannung setzen kann. Auf dem folgenden Bild kann man auch noch gut erkennen das die Seitenteile am Boden von den Schraubzwingen in Position gehalten werden, die Oberseite jedoch weiterhin einige Millimeter absteht.
Wenn die Basis stimmt (also der Boden) kann die obere Seite anschließend auch in die richtige Position gezwungen werden.
Mit Ponal Express Holzleim[4] und den Schrauben an den richtigen Stellen geht die Arbeit schnell voran.
Natürlich passen die »modernen« Schrauben nicht ganz zum Alter und der Optik der Kiste, aber irgendwo muss man eben Kompromisse eingehen. Wer unbedingt will, kann natürlich auch wieder Nägel ins alte Holz schlagen anstatt Schrauben in vorgebohrte Löcher hineinzudrehen.
Nachdem der Boden nun wieder schön zusammengefügt ist, kann mit der anderen Seite der Kiste gleich verfahren werden.
Die Seitenteile sind in sich verzogen und stehen natürlich auch unter Spannung wenn man sie mit den Schraubzwingen in die richtige Position zwingt.
Während man die Schrauben auf der Unterseite bei der normalen Nutzung nicht sehen kann, sieht man natürlich die Schrauben in den Ecken unter dem Deckel spätestens dann, wenn man den Deckel öffnet. Im Falle der ersten Kiste sieht man sie auch beim geschlossenen Deckel – weil der Deckel kürzer ist.
Da die Schrauben sicherlich nicht mehr gelöst werden, kann man auch ein wenig Kosmetik anwenden. Einfach den Schraubenkopf ein wenig anschleifen und mit Salzwasser behandeln. Wer sich ein paar Tage Zeit lässt, kann so eine »schöne Rostoptik« erzielen, welche dann wieder zum Alter der Kiste passt und den Schraubenkopf ein wenig kaschiert.
Nachdem die Kiste in Form gebracht ist, sollte die Innenseite ansehnlicher werden. Mit der Drahtbürste habe ich zunächst grobe Verunreinigungen entfernt. Dabei immer mit der Maserung und ohne starken Druck arbeiten, ansonsten reißt man die Oberfläche auf anstatt sie nur von Schmutz zu reinigen.
Trotzdem blieben noch starke Gebrauchsspuren übrig, beispielsweise auch bei den beiden Nägeln, welche ich ich nicht entfernt hatte (Verbindung Bodenbrett mit den Leisten an der Unterseite).
Mit grober Schmirgelleinwand wollte ich hier nicht weiter arbeiten. Daher habe ich gleich zu einem etwas feineren Schleifpapier gegriffen. Nur um die punktuell hochstehenden Verunreinigungen sowie den Rost von den Nägelköpfen abzuschleifen.
Das Resultat kann sich meiner Meinung nach sehen lassen. Die Kiste ist auch jetzt noch innen »alt«, dafür wird die Oberfläche vom Holz nach mehreren Schichten des Lacks sicherlich schön glatt aussehen und robust sein (und bleiben).
Eigentlich ist nach all den Arbeiten nun alles bereit für die erste Lackschicht? Fast. Denn so ganz zufrieden war ich doch noch nicht mit den beiden Holzleisten auf der Unterseite. Schließlich soll die Kiste sich nicht mit dem Teppich verhaken falls sie mal auf einem Teppich abgestellt werden sollte.
Während den Arbeiten an der Innenseite hatte ich die Holzkiste auf einer alten Zeitung abgestellt. Die Holzleisten am Boden der Kiste hatten diese dann jedoch ziemlich schnell zerfetzt. Die verleimten Holzteile waren dabei jedoch nicht das Problem, die Leisten waren schlicht zu rauh und wirkten wie Haken. Was passieren würde wenn man die Kiste so auf einen Teppich stellen würde kann sich jeder ausmalen.
Daher habe ich mich mit einer großen Flachfeile noch einmal der beiden Leisten angenommen. An den Kanten und Seiten habe ich noch etwas vom Material abgenommen, die offensichtlich doch zu sehr verwitterten Flanken mussten sich von der Feile einiges gefallen lassen.
Etliche Minuten später waren die Leisten dann in einem Zustand, welcher das Lackieren wirklich erlauben sollte.
Die Holzarbeiten an der Kiste sind somit abgeschlossen. Was nun noch fehlt ist die Behandlung mit dem Staubsauger und anschließend mit Lack und Pinsel.
Ich hatte es oben nicht erwähnt, aber natürlich sollte auch die störungsfreie Funktion des Schließmechanismus wieder gegeben sein. Im Falle der zweiten Kiste war dies nicht ganz so einfach durch die Beschädigung, welche bereits beim Eintreffen der Kiste bei mir vorhanden war.
Mit Hammer und ein wenig Geduld ließ sich die verbogene Schließe dann doch wieder ein wenig in die richtige Richtung biegen, nun kann ich die Kiste auch wieder fest verschließen wenn ich es denn will. Der geplante Einsatzzweck im Wohnzimmer (als Ablagemöglichkeit für Ladegeräte in Steckdosennähe) wird mich jedoch vermutlich dazu verleiten, dass ich die Kiste nicht mehr verschließen werde.
Die Innenseite der Kiste sieht noch immer alt und gebraucht aus, ist aber von den undefinierbaren Ablagerungen und dem groben Schmutz befreit worden. Die beiden Nägel mit den großen Köpfen glänzen im Blitzlicht der Kamera und bleiben dank der demnächst vorhandenen Lackschichten in diesem Zustand konserviert.
Ob sich der ganze Aufwand lohnt? Das kommt darauf an ob man eine wirklich alte Kiste haben möchte, welche auch »erzählen kann« was ihr so passiert ist. Oder ob man sich so ein nachgemachtes »Shabby-Chic«-Teil vom Möbeldiscounter holt, welche es vermutlich hunderte wenn nicht sogar tausende Male gibt.
Ich bevorzuge jedenfalls die Variante »echt alt« und nicht »auf alt gemacht«, insbesondere weil man dann nicht genau das gleiche »alte« Stück im Haushalt stehen hat, was sich auch bei vielen anderen finden lässt. Preislich liegen beide Varianten vermutlich gar nicht so weit auseinander.
X_FISH