13.
Januar
2011
»Spritpreise auf Rekordhoch«, »Kraftstoffpreise so hoch wie noch nie!«, »Neues Rekordhoch für Benzinpreise«... Langsam kann ich es nicht mehr hören beziehungsweise will es nicht mehr lesen.
Entweder passt es nicht ins Konzept der Berichterstattung oder aber die Recherche, welche mutmaßlich ein wenig motivierter Praktikant in irgendeinem fensterlosen Büro bewerkstelligen sollte war schlecht – und seine Aussagen werden nun von allen kopiert.
Ich war jedenfalls heute tanken und die Preise waren nicht wirklich günstiger als in den letzten paar Wochen – zumindest was ich im Süden der Republik an den Zapfsäulen beobachten konnte. Gut, ich komme auch nicht an Autobahntankstellen vorbei, welche bekanntermaßen immer ein wenig mehr pro Liter Kraftstoff haben wollen. Aber trotzdem: 0,73 Euro für einen Liter LPG sowie 1,489 Euro für einen Liter Super? Das soll ein oder sogar »das Rekordhoch« sein?
Also ich kann mich da an den Juni 2008 erinnern. Bekanntlich ist dieser Termin im Deutschland nicht gerade im tiefsten Winter, also lagen auch keine »dramatischen Engpässe aufgrund des überraschend kalten Winters« vor, sondern eher die »überraschend starke Nachfrage während einer Schönwetterphase«.
Quelle: www.gaskutsche.de - VW Bus Südbayerntreffen, 20.–22.06.2008
Diesel fast so teuer wie Superbenzin und dies bei 1,589 Euro. Aber so schnell scheinen es alle zu vergessen, auch die Medien oder der mutmaßlich für die Recherche beauftrage Praktikant. Aber vielleicht war der damals ja noch 16 und musste gar nicht zum Tanken fahren?
Wie viel damals der Liter LPG gekostet hat? Laut der Verbrauchstabelle von meinem VW T4 lag der Preis (bei meinen Tankvorgängen) im Juni bei etwa 0,70 Euro pro Liter Flüssiggas.
Also nur knapp unter den 0,73 Euro vom heutigen Tage.
Und der Liter Diesel? Nun ja, der war heute mit 1,349 Euro pro Liter ausgeschrieben – 20 Cent »günstiger« als im Juni 2008. Und trotzdem wird gejammert.
Klar, günstig sieht anders aus. Wer die Preise von vor 10 Jahren noch abrufen kann – da man sich nicht mal die Preise von vor knapp zweieinhalb Jahren merken kann wird das aber wohl schwierig sein – dem treibt es vermutlich beim Tanken Tränen in die Augen... Und sicherlich keine Freudentränen.
Was vor allem nervt: Mal wieder die Feststellung, dass die bösen Steuern schuld sind. Zwar gab es weder in den letzten Tagen oder Wochen eine Steuererhöhung, noch steigt oder fällt die im Energiesteuergesetz (§ 2 »Steuertarif«) festgeschriebene Steuer, da sie pro Liter erhoben wird und nicht vom Preis pro Barrel abhängt, aber man kann dem Volk ja gerne erzählen was es hören will...
Okay, natürlich bekommt der Staat mehr Einnahmen über die Mehrwertsteuer wenn der Preis pro Liter steigt. Aber diesen Preisanstieg verursacht nicht die Steuer, sondern wird von den Ölkonzernen bestimmt.
Ich bin jedenfalls schon mal gespannt wann vom nächsten »Spritpreis auf nie dagewesenem Niveau« berichtet wird – und wie hoch dann der jeweilige Preis pro Liter ausfällt. Für die nächsten 1000 km habe ich nun erstmal genügend Kraftstoff in den drei Tanks von meinem VW-Bus, das sollte erst mal für ein paar Wochen reichen.
X_FISH